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Asslema,
hier ist es kalt und ich habe den ganzen Tag noch
keine Sonne gesehen. Da hilft nur die Erinnerung an die wunderbare
Reise, von der ich gerade zurückkomme.
Begonnen hat alles eigentlich schon vor gut einem
Monat. Damals hat sich ein Teil unserer Gruppe zum ersten Mal getroffen
und wurde von Steffi darüber informiert, was wir alles in unseren
Seesack packen sollen, welche arabischen Wörter wir brauchen
werden, und dass wir nicht zu einem Urlaub, sondern zu einer Reise
aufbrechen werden. Danach konnte ich es kaum noch erwarten, loszuziehen.
Das Gepäck wurde zusammengetragen, ein- und wieder umgepackt,
bis alles Wichtige verstaut war.
Am Montag früh ging es dann los zum Flughafen
in Stuttgart. Nach und nach trafen alle Teilnehmer ein, auch die,
die Steffis Puls kurzzeitig auf 200 brachten, indem sie die Nachricht
per Handy versandt hatten, sie wären soeben am Flughafen München
angekommen. Die Schlange am Schalter war lang und es ging nur langsam
vorwärts. Erst kurz bevor unser Flieger abheben sollte, kamen
wir überhaupt dran. Während Steffi noch die Flugscheine
ausstellen ließ, eilte Simone zum Sperrgutschalter, wo sie
unsere größeren Gepäckstücke abgeben sollte,
jedoch vom zuständigen Mitarbeiter mit den Worten: "Iran
Gepbäckschein bidde" und, nachdem sie diesen nicht hatte,
mit einem "Den griagt jeder Passaschier", wieder ausgebremst
wurde Auf stresssige Reisende reagierte er mit einem entspannten
"mir isch des egal i han in ra halba stund feierabend".
Unterdessen eilte ein Teil unsere Gruppe schon zum Flugzeug, wo
wir voller Spannung darauf warteten, ob Steffi, unsere Reiseleitung
und einzige, die wusste, wie es in Tunesien weitergehen würde,
auch noch kommt. Nachdem der Stuart schon zweimal die Passagiere
gezählt hatte und die fehlenden Gruppenmitglieder in der Flughafenhalle
ausgerufen wurden, hatten es dann doch noch alle rechtzeitig geschafft,
die Reise konnte beginnen.
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In Tunesien wurde unser Gepäck am
Flughafen auf zwei Taxis verladen und es ging von Djerba aus Richtung
Westen. Während wir auf die Fähre warteten, welche uns zum
Festland brachte, verteilte Steffi das Taschengeld. Ein Händler
zeigte uns ein Chamäleon, so dass wir schon einmal auf die exotische
Fauna in diesem Land eingestimmt wurden. Entlang am Meer, vorbei a
Olivenplantagen, durch die Berge bei Matmata, ging es mit einem kurzen
Zwischenstop, bei dem uns Tee mit Mandeln gereicht wurde, immer weiter
in die Wüste hinein, wo unsere Beduinenführer, Mohamed,
Achmed, Naser, Amor und Ahmed, schon auf uns warteten. Unterdessen
war der Vollmond leuchtend hell aufgegangen. Das Lager für die
Nacht war errichtet, das Abendessen gekocht und die Trommel forderte
uns zum ersten Tanz im Sand. Mohamed schenkte jedem von uns einen
Chech, ein langes Tuch, in olivgrün, weiß oder blau, welches
gegen Sonne, Wind, Sand, Fliegen oder Kälte um den Kopf gewickelt
wird, und zeigte uns wie man diesen Turban aufsetzt. Von der langen
Reise ermüdet suchte sich dann nach und nach jeder einen Schlafplatz
in den Dünen. |
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Am nächsten Morgen weckten uns die leisen Stimmen
der Beduinen, die bereits ein Brot in der Glut des Feuers gebacken
und Kaffee und Tee gekocht hatten. Dazu gab es Käse und Feigenmarmelade
zum Frühstück. Nachdem die Kamele beladen waren und jedem
von uns "sein" Tier zugeteilt wurde, wanderten wir los
in Richtung einer Wasserstelle, wo die Kamele noch einmal trinken
konnten, bevor es immer weiter hinaus in die Wüste ging. Wer
wollte, konnte zwischendurch auch auf sein Kamel aufsteigen und
reiten. Der wiegende Gang und die Stille der Wüste trug uns
fort aus der Zivilisation in eine neue Welt.
Am frühen Nachmittag hatten wir unseren Lagerplatz
für die nächste Nacht erreicht. Alle halfen mit die Kamele
abzusatteln, Holz zu sammeln und die Zutaten, Zwiebeln, Paprika,
Gurken und Kohl, für einen leckeren Salat mit Tunfisch zu schneiden.
Nach dem Mittagessen hatte jeder Zeit für sich. Die meisten
legten sich in den Schatten und genossen die entspannte Ruhe. Manche
wagten sich auch etwas vom Lager weg, wobei man in diesem Gelände
mit vielen kleinen Sandhügeln, die mit kleinen Büschen
bewachsen waren, schnell die Orientierung verlor und mit Hilfe der
Fußspuren zurückfinden musste. Unterdessen durften die
Kamele zum Fressen in der Gegend umherziehen. Damit sie sich nicht
zu weit vom Lager entfernten, wurden ihnen die vorderen Beine zusammengebunden,
was zur Folge hatte, dass sie sich lustig hüpfend vorwärtsbewegten.
Die ersten Tiere, die wir im Sand sahen, waren Eidechsen, Schwarzkäfer,
Silberameise und eine große Heuschrecke. Bald schon ging der
Mond groß und rund wieder auf. Zum Abendessen wurde Kuskus
mit Gemüse und Lammfleisch gekocht. Wir setzten uns, angelehnt
an die Kamelsättel, rund um das Feuer und genossen die Gastfreundschaft
der Beduinen.
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Steffis Improvisationstalent zeigte sich am nächsten
Tag, als sie aus einer kaputten Treckinghose eine Wasserflaschenhalterung
bastelte. Doch auch mit allem guten Willen ließen sich Florians
Schuhe nicht mehr reparieren, von denen sich die Sohle komplett
gelöst hatte.
An diesem Tag zogen wir zum ersten Mal durch reine Sanddünen,
auf denen auch kaum mehr Büsche zu finden waren. Wer auf sein
Kamel aufgestiegen war, musste Acht geben, dass er bei dem auf-
und ab nicht vom Sattel rutschte. Jeden Tag machten wir auf der
Hälfte der Strecke eine kleine Pause, bei der wir unsere mitgebrachten
Süßigkeiten austeilten. Immer wieder kam etwas leckeres
zum Vorschein: Gummibärchen, Kekse, Schokolade, Nüsse...
Mit einem wunderschönen, roten Sonnenuntergang
endete der Tag. Da der Mond nun erst etwas später aufging,
konnten wir in dieser Nacht die ersten Sternschnuppen sehen. Am
Lagerfeuer wurde uns Gemüsesuppe serviert. Wie jeden Abend
gab es wieder Tanz zum Trommelmusik und zum Gesang. Die Anmutigen
Bewegungen der einheimischen Männer haben uns stets aufs Neue
erstaunt.
Unseren ersten Skorpion sahen wir am nächsten
Morgen kurz vor der Abreise. Alle sprangen herbei, um das Tier zu
sehen.
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. Der Tag verlief, wie die Tage zuvor,
mit der Wanderung zum nächsten Lager, dösen im Schatten,
der mit Hilfe von über Büsche gelegte Decken hergestellt
wurde, Unterhaltungen mit den Beduinen und Reisegefährten und
genießen der Eindrücke, die die Wüste zu bieten hat.
Am Abend zeigte uns Mohamed ein Spiel, bei dem man eine Streichholzschachtel
mit dem Mund aus dem Sand ziehen sollte. Dies bewog Daniela dazu,
ihre "Hui-Hui-Maschine" herauszunehmen, welche sie wie durch
Zauberhand zum drehen brachte. Alle durften danach ihr Glück
ebenfalls probieren, doch nur wenige konnten es ihr nachmachen. Vor
allem Mohamed war kurz davor Steffi die Freundschaft zu kündigen,
weil sie nicht verraten wollte, wie man die "Hui-Hui-Maschine"
zum Laufen bringen kann. |
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Am folgenden Tag blieben wir im Lager,
eine gute Gelegenheit einmal richtig auszuschlafen. Irgendwann wollte
uns Steffi dann sanft mit Musik wecken. Da sie jedoch dachte, es sei
schon später, kam der Weckdienst bereits um sieben Uhr, was uns
die Gelegenheit bot, den Tag früh zu nutzen. Wir wanderten in
die hohen Sanddünen, lauschten der Stimme des Windes, staunten
über die beeindruckende Weite der Sahara und die feinen Muster
im Sand. Amor fing für uns einen Sandfisch, der sich brav von
uns fotografieren ließ und sich dann wieder im Sand eingrub.
Mittlerweile fühlten wir uns in der hügeligen Landschaft
auch schon so sicher, dass wir kleine Exkursionen alleine wagten.
Am Nachmittag rührte Steffi Henna an, mit der sie uns wunderschöne
Muster auf Hände und Füße malte. Ein kräftiger
Wind hatte eingesetzt, so dass der feine Sand überall hineingeweht
wurde. Die ersten Kameras gaben ihren Geist auf. Bei Einbruch der
Nacht scharten wir uns alle wieder um das Feuer. Es gab Nudeln mit
Gemüse und Kartoffeln zum Abendessen. Das Geschirr wurde danach
an Ort und Stelle mit Sand gereinigt. Für die Mitreisenden, die
vom Norden Deutschlands oder von Österreich kamen, gab es die
tägliche Lektion in "Schwäbisch-Gschwäzt",
Wein wurde ausgeschenkt, Süßigkeiten herumgereicht und
Steffi wurde kurzzeitig mit einem Kamelsattel verwechselt. Als bei
der gemütlichen Runde der circa fünfte Skorpion dieser Tage
auftauchte sprangen nur noch die Beduinen auf, auf die das Spinnentier
direkt zueilte. Steffan sprach von einer Spaßbremse, was allgemein
auf den Skorpion bezogen wurde, wobei er eigentlich Doro meinte, die
vor dem Tier gewarnt hatte. |
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Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang ging es
durch die Sanddünen und über eine Hochebene am nächsten
Tag weiter. Da unser Wasservorrat aufgebraucht war, kam uns Mohameds
Bruder mit einem Eselkarren und mehreren Kanistern Wasser entgegen.
Das Gelände wurde immer steiniger und nur noch Grasbüschel
schienen überleben zu können, so dass wir daran zweifelten,
genügend Holz für ein Feuer zusammen zu bekommen. Aber
jeder holte einige handvoll dörrer, von der Wüste überrollter
Reste der Büsche und so kam doch genug Brennmaterial zusammen.
In der Ferne lockte uns eine Erhebung und trotz Mohameds Skepsis
wegen dem weiten Weg in der Mittagssonne zogen einige von uns dorthin
los. Auf unserer Wanderung fanden wir Feuersteine, Straußeneierschalen
und am Fuße des Berges sahen Sven und Steffan sogar einen
Wüstenfuchs, der vor ihnen aus dem Busch sprang. Von der Spitze
der Erhebung aus hatte man einen wunderschönen Blick auf die
weite Landschaft. Über die Kante der Dünen blies der Wind
feine Sandschleier.
In dieser Nacht wickelten wir uns fest in unsere Schlafsäcke
und legten den Chech über die Nasenspitze, um uns vor der Kälte
zu schützten. Bis jetzt hatten wir für November eher warmes
Wetter, doch nun spürten wir, wie eisig es auch sein kann.
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Der letzte Tag in der Einsamkeit
war angebrochen. Noch einmal ging es durch traumhafte Sanddünen,
vorbei am Fort, Richtung Oase, die von der Ferne als dunkler Fleck
in der Landschaft zu sehen war. Immer näher kamen wir nach Ksar
Gilhane, wo Dattelpalmen und vor allem die warme Schwefelquelle auf
uns wartete. Dort angekommen zogen wir gleich los in den kleinen Ort,
wo uns Mohameds Mutter zu einem Tee erwartete. Im Hof des kleinen
Hauses setzten wir uns in den Schatten und wurden mit dem starken
Tee der Beduinen bewirtet. Immer wieder kam jemand herein, ein Bruder,
eine Schwägerin oder ein Nachbar Mohameds, und begrüßte
uns freundlich mit Handschlag und dem üblichen "Schine halek?"
- "Wie geht´s" oder mit "Salem". Nach der
Teerunde bummelten wir zum kleinen Laden hinüber, in dem es alles
für den täglichen Bedarf der Einwohner des Ortes gab. Wir
kauften uns zum Andenken Gewürze und Henna oder, als Abwechslung
zum vielen Wasser der letzten Tage, Cola. Zurück durch die Dattelplantagen
ging es nun zum kleinen See, in dem wir nach einer Woche endlich wieder
baden konnten. Wir genossen das herrliche Wasser in vollen Zügen.
Sogar den Tee und das Mittagessen bekamen wir auf einem umgedrehten
Plastikhocker als schwimmender Tisch beim Baden serviert. Rund um
die Quelle gab es ein paar Souvenirläden, wo wir nach traditionellen
Kleidern, Kajal, Sandrosen und sonstigen Andenken stöberten.
Vor Sonnenuntergang zogen wir wieder zurück zu unserem Lagerplatz
am Rande der Oase. Die mitgebrachten Geschenke wurden gerecht aufgeteilt
und unser selbstgedichtetes Lied wurde vorgetragen. Noch einmal saßen
wir am Feuer zusammen, sangen, tanzten und schauten nach den Sternbildern
und Sternschnuppen. Mohamed zeigte uns die Anwendung des Kajals und
färbte uns Frauen die Augen schwarz. |
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Pünktlich am nächsten Morgen kamen unsere
Taxis. Das Gepäck wurde verladen, der letzte Sonnenaufgang
fotografiert und dann hieß es Abschied nehmen von unseren
Begleitern, Gastgebern und Führern durch die wunderbare Wüste.
Die Welt außerhalb der Ruhe hatte uns wieder,
als wir über den Markt in Djerba bummelten, wo noch alle ein
Andenken an Tunesien einkaufen konnten.
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Im Flugzeug tauschten wir noch einmal die Eindrücke
dieser Woche aus, lachten über Zucker mit Haschisch, sprachen
über die Wunderkiste von Steffi, aus der täglich neue
Überraschungen auftauchten, schwärmten von den Datteln
und Granatäpfeln, die es immer zum Nachtisch gab und erschraken
bei der Landung in Stuttgart, als uns der Pilot die Ortstemperatur
mit 2°C angab. Dann hieß es, auch von den Mitreisenden
Abschied zu nehmen. Wir waren eine tolle Gruppe und jeder freut
sich schon jetzt auf das Nachtreffen, das es geben wird.
Bislämma
Irma
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